In memoriam

Kurt W. Forster (1935–2024)

Kurt W. Forster

Kurt W. Forster studierte an der Universität Zürich Kunstgeschichte, Archäologie und Deutsche Literatur und doktorierte in Kunstgeschichte ebenda nach längeren Studienaufenthalten in Berlin, München und Florenz. Anschliessend war er zuerst Assistenzprofessor und dann Professor an der Yale University New Haven und wechselte von da zuerst an die University of California in Berkeley und später an die Stanford University. Von 1975 bis 1977 leitete er das Schweizer Institut in Rom, von wo er anschliessend zurück nach Stanford und danach ans Massachusetts Institute of Technology zog. Im Jahr 1984 wurde er zum ersten Direktor des Getty Center for the History of Art and the Humanities in Santa Monica ernannt. Auf den 1. April 1993 wählte ihn der Bundesrat zum ordentlichen Professor für Architektur- und Kunstgeschichte an die ETH Zürich, wo er in den Jahren 1998 und 1999 Vorsteher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur war. Auf den 1. April 1999 wurde er an der ETH Zürich frühzeitig emeritiert, um einen Ruf des Canadian Centre for Architecture in Montreal anzunehmen. Bis 2021 lehrte er an der Yale University und der Princeton University.

Kurt W. Forster hinterlässt ein reichhaltiges und vielbeachtetes Oeuvre. Seine Schriften und sein Interesse galten Kunst, Architektur und Urbanismus der Renaissance, des Manierismus sowie des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Schwerpunkte bilden die Forschungen zur Stadt Mantua, Karl Friedrich Schinkel, Aby Warburg, Giuseppe Terragni, Carlo Scarpa und Peter Eisenman. Seine Forschung verband die Kunst- und Architekturgeschichte ausserdem mit der Geschichte der Naturwissenschaften, der Musik und der Literatur.

Im Laufe seiner akademischen und institutionellen Karriere hat Kurt W. Forster zudem eine vielfältige Aktivität als Herausgeber und Mitherausgeber von Fachzeitschriften und Organisator von wissenschaftlichen Tagungen entwickelt. 2004 war er Direktor der 9. Architekturbiennale Venedig. Die New School for Social Research in New York verlieh ihm die Ehrendoktorwürde.

Als Lehrer vermochte Kurt W. Forster mit seiner Persönlichkeit, seiner Ausstrahlung, seinem Humor und seinem didaktischen Geschick die Studierenden für die Geschichte der visuellen Kultur zu begeistern und zur kritischen Reflexion ihres Tuns anzuregen.

Hansjürg Leibundgut (1949–2023)

Hansjürg Leibundgut (1949–2023)

Hansjürg Leibundgut studierte Maschinenbau an der ETH Zürich mit den Vertiefungsrichtungen Reaktortechnik und Fluiddynamik. Innerhalb seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Lebensmittelwissenschaften vertiefte er sich in die Gebiete Solartechnik und Absorbtionstechnik. Er schloss seine Zeit an der ETH mit einer Dissertation in diesen beiden Spezialisierungen ab. Nach einigen Jahren Industrieerfahrung im F+E Bereich der Absorptionskältetechnik wechselte er in die Verwaltung des Kantons Zürich und war rasch verantwortlicher Chefbeamter für die Bereiche Energie, Lufthygiene und Technik der 1500 Staatsgebäude. 1989 wechselte er zurück in die Privatwirtschaft und wurde Mitinhaber und Chefingenieur der Amstein + Walthert AG. Er baute innerhalb dieser Firma die Fachbereiche HLKSE, Facility-Management, Dynamische Gebäudesimulation etc. auf und betreute mehr als 100 Projekte verschiedenster Architekten.

Hansjürg Leibundgt war ordentlicher Professor für Gebäudetechnik am Institut für Technologie in der Architektur ITA von 2005 bis zu seiner Emeritierung 2015.

Im Zentrum seiner Forschung und Lehre stand die Reduktion der CO2-Emissionen des Gebäudebetriebs mittels des LowEx Zero Emission Ansatzes. Aus der Thermodynamik abgeleitet, erlaubt dieser, Energieflüsse im Gebäude möglichst effektiv zu nutzen. Mit seiner Forschungsgruppe entwickelte er wegweisende Methoden für die Planung und Analyse solcher Systeme, aber auch konkrete gebäudetechnische Konzepte und Komponenten, die mit Firmen entwickelte, in Forschungsgebäuden umsetzte und so der Praxis näherbrachte.

Mit der ‘Via Gialla’ entwarf er in 2007 einen visionären Weg hin zu einer, damals noch wenig beachteten, emissionsfreien Architektur. Kern dieses Weges ist eine effiziente Gebäudetechnik, die die vorhandenen Energiepotentiale aus der Umwelt für die Versorgung des Gebäudes nutzbar macht. Die vielfältige Nutzung von Sonnenenergie erlaubt es, auf fossile Brennstoffe zu verzichten und dabei architektonisch-gestalterische Freiheiten zu schaffen. Die von Ihm initiierte ‘2sol’ Allianz versammelte schliesslich Unternehmen, die diese Ansätze erfolgreich in die Praxis trugen. Hansjürg Leibundguts Energie, sein visionärer Geist und seine Hartnäckigkeit inspirierte nicht nur seine Mitarbeiter Kollegen und Studierende, weit über die ETH hinaus prägen seine Ideen und Konzepte das Bauen in der Schweiz und weltweit.

Herbert Kramel (1936–2022)

Herbert Kramel (1936–2022)

Herbert Kramel studierte Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und mit einem Fulbright Stipendium an der University of Illinois. Nach Stationen in Österreich, Italien und der Schweiz sowie Aufenthalten als Professor in den USA wählte ihn der Bundesrat 1971 zum ausserordentlichen Professor für Architektur und Konstruktion der ETH Zürich. 1976 folgte die Beförderung zum ordentlichen Professor im gleichen Lehrgebiet, welches der Bundesrat 1984 um den Zusatz «Entwerfen, insbesondere im Grundlagenunterricht der Abteilung für Architektur» erweiterte. Nach einer langen Karriere grösstenteils an der ETH Zürich wurde er im Herbst 2001 emeritiert.

Herbert Kramel hat sich bereits früh der Anwendung des computergestützten Architekturentwurfs in der Ausbildung zugewandt und Schwerpunkte gesetzt bei der Erforschung von industrialisierten Bausystemen, der Untersuchung und dem Entwurf von
Siedlungsformen sowie der Holzarchitektur. Die Logik des Konstruktiven und Architektur als ganzheitliche Disziplin zu vermitteln, gehörte zu Herbert Kramels wesentlichen Beiträgen. Er verfügte über hohe didaktische und pädagogische Fähigkeiten und entwickelte mit seinem Grundkurs eine grundlegende Pädagogik des architektonischen Entwerfens, die mehrere Architekturschulen in China massgeblich beeinflusste. Für seine Verdienste wurde er von der Southeast University in Nanjing zum Honorarprofessor ernannt. Weiter war er Mitglied der European Academy of Sciences and Arts und Ehrenmitglied der European Association for Architectural Education (EAAE), der er
von 1978–1980 als Präsident vorstand. Als Mitglied der Forschungs- und Dozentenkommission sowie Vorsteher des Departements Architektur engagierte er sich auch an der ETH Zürich über die engsten Belange seiner Professur hinaus für das Fachgebiet.

Für seine Bescheidenheit, seine Toleranz, seine Weltoffenheit und seinen unermüdlichen Einsatz für den kulturellen Austausch wurde er von Studierenden, Mitarbeitenden wie Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt.

Marcel Meili (credit: Walter Mair)

Marcel Meili (1953–2019)

Nach seinem Studium an der ETH Zürich war Marcel Meili als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut gta sowie als Architekt tätig. Zusammen mit Markus Peter gründete er 1987 in Zürich ein eigenes Architekturbüro. 1999 wählte ihn der ETH-Rat zum ordentlichen Professor an der ETH Zürich. Gemeinsam mit Roger Diener, Jacques Herzog und Pierre de Meuron gründete er das ETH Studio Basel. Ende Januar 2019 trat er in den Ruhestand.

Marcel Meili hat wegweisende Grundlagenforschung zum Verständnis der Stadt und der Landschaft der Gegenwart geleistet und verstand es, die Studierenden in sie einzubinden. Durch sein umfassendes Wissen, seinen Humor, seine grosszügige Haltung und sein öffentliches Engagement hat er Kollegen, Kolleginnen und Studierende gleichermassen inspiriert. Zusammen mit Markus Peter hat er eine ganze Reihe herausragender Bauwerke geschaffen, die Meilensteine der neueren Architektur sind. Zwanzig Jahre lang war Marcel Meili eine der Stützen des Departements. Er schlug Brücken zwischen den Instituten und den Menschen.

Die Angehörigen des Departements Architektur, seine ehemaligen Studierenden wie auch seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen vermissen ihn zutiefst. Er bleibt ein Vorbild.

Nach seinem Studium an der ETH Zürich von 1947 bis 1952 gründete Benedikt Huber mit seiner Frau Martha Huber-Villiger ein Architekturbüro und realisierte zahlreiche öffentliche Bauten. Im Jahr 1973 wählte ihn der Bundesrat zum ordentlichen Professor für Architektur und Raumplanung an die ETH Zürich. Hier war er nicht nur als Vorsteher der damaligen Abteilung I und des damaligen Instituts für Orts-, Regional- und Landesplanung (ORL) prägend, sondern auch als langjähriges Mitglied der Planungskommission. Nach einer äusserst erfolgreichen Karriere trat er im November 1993 in den Ruhestand.

Als Pfarrerssohn in einem Haus von Artaria & Schmidt in Riehen aufgewachsen, war die moderne Architektur für ihn eine prägende Kindheitserfahrung. Vor diesem Hintergrund erstaunt es auch nicht, dass der moderne Kirchenbau in seinem umfangreichen Oeuvre eine besondere Stellung einnimmt. Weiter engagierte er sich als Gründungsmitglied in der Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau ZAS und wurde mit der Übernahme der Redaktion der Zeitschrift Werk zu einer wichtigen Stimme im architektonischen und städtebaulichen Diskurs der Schweiz. Pointiert bezog er Position zu städtebaulichen Entwicklungen, wobei es ihm wichtig war, nicht nur Fragen aufzuwerfen, sondern auch Lösungen aufzuzeigen. Als Architekt standen für ihn die Bedürfnisse der Menschen und die Integration der einzelnen Bauten ins städtische Umfeld im Vordergrund.

Sein besonderes Forschungsinteresse galt der Gestaltung der Stadt, die für ihn aus der Geschichte eines Ortes heraus zu erfolgen hatte. Als leidenschaftlicher Lehrer schlug er Brücken zwischen Architektur, Städtebau sowie Raumplanung und engagierte sich für die interdisziplinäre Ausbildung am Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung.  

Andreas Tönnesmann gehörte zu den renommiertesten Kunst- und Architekturhistorikern der Gegenwart. Er wurde 2000 zum ordentlichen Professor für Kunst- und Architekturgeschichte der ETH Zürich gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem verfrühten Tod aus.

Andreas Tönnesmann studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften in Deutschland und Italien. Nach einer Forschungstätigkeit an der Bibliotheca Hertziana in Rom lehrte er an der TU München, der RWTH Aachen und der Universität Basel. Seit 1991 war er ordentlicher Professor an den Universitäten Bonn und Augsburg.

Von 2006 bis 2010 war Andreas Tönnesmann Vorsteher des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur (gta), von 2007 bis 2009 Vorsteher des Departements Architektur. Als Mitglied der Strategiekommission der ETH Zürich gestaltete er die Zukunft der Hochschule mit.

Wegen seines herausragenden Sachverstands und seines scharfen Urteilsvermögens wurde Andreas Tönnesmann in zahlreiche nationale und internationale Institutionen berufen, so zum Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats der Gerda Henkel Stiftung, zum Mitglied des Kuratoriums der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. Zudem brachte der Verstorbene seine vorzügliche Expertise in die Jury des Prix Jubilé der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Universitätskommission des Istituto Svizzero di Roma ein.

Flora Ruchat kam bereits als Studentin in den 1950er Jahren an die ETH Zürich. Später kehrte sie als Gastdozentin an die ETH zurück; sie unterrichtete zwischen 1979 und 1981 an der Abteilung für Architektur. Im Oktober 1985 wurde sie zur ordentlichen Professorin für Architektur und Entwerfen gewählt. Mit dieser Wahl war sie die erste Professorin in der damals knapp hundertdreissigjährigen Geschichte der ETH Zürich. Während ihrer Amtszeit stand Prof. Ruchat der damaligen Abteilung für Architektur vor und war Mitglied in verschiedenen Kommissionen. Sie wurde im Jahr 2002 emeritiert.

Flora Ruchat-Roncati war eine Verfechterin der humanistischen, wissenschaftlichen Kultur als Fundament der architektonischen Ideen. Ihr Engagement galt vorrangig der Einheitlichkeit des architektonischen Denkens durch Verbindung von Lehre und Forschung einerseits und Lehre und Praxis andererseits.
 

[NZZ, 29.10.2012] An der Genese von zwei Hauptwerken der Tessiner «Tendenza», dem legendären Schwimmbad von Bellinzona und der Schule von Riva San Vitale, war sie massgeblich beteiligt: die am 4. Juni 1937 in Mendrisio geborene und an der ETH Zürich ausgebildete Flora Ruchat-Roncati. Diese und weitere bedeutende Tessiner Bauten hatte sie zwischen 1962 und 1971 zusammen mit Aurelio Galfetti und Ivo Trümpy konzipiert. Danach gründete sie ihr eigenes Büro in Riva San Vitale. 1985 wurde sie zur ersten ordentlichen Professorin der ETH Zürich ernannt, an der sie bis 2002 Architektur und Entwurf unterrichtete. In dieser Zeit arbeitete sie mit verschiedenen Architekten zusammen, etwa mit Dolf Schnebli und Tobias Ammann am Bürokomplex Suglio in Manno bei Lugano (1996). Als ihr vielleicht wichtigstes Werk darf die zwischen 1989 und 1998 zusammen mit Renato Salvi realisierte Transjurane bezeichnet werden. Für die Jura-Autobahn schuf sie Brücken und Tunnelportale von expressiver Kraft, mit denen sie sich in die Nachfolge von Rino Tami, dem genialen Gestalter der Tessiner Autostrada, einordnete. Alle Bauten der Architektin zeichnen sich durch eine am Werk Le Corbusiers geschulte Räumlichkeit, durch überlegten Kontextbezug und durch die Liebe zum Material aus - vor allem zum Beton, dem sie immer wieder neue Ausdrucksformen abzugewinnen wusste.

[Hochparterre, 2.1.2012] Mario Campi, 1936 in Zürich als Sohn italienischer Einwanderer geboren, wuchs in Lugano auf um für sein Architekturdiplom wieder nach Zürich an die ETH zurückzukehren. Nachdem er bei Peppo Brivio gearbeitet hatte, eröffnete er zusammen mit Franco Pessina 1962 sein Büro in Lugano. Später kam Niki Piazzoli dazu, der spätere Direktor des Amtes für Bundesbauten. Piazzoli verliess das Büro 1982, Pessina 1997.
In den 1970er-Jahren begann Campi mit seinen Lehrtätigkeiten, die an die ETH und an verschiedene amerikanische Universitäten führten. Bis er schliesslich 1985 als ordentlicher Professor an die ETH berufen wurde, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 eine Generation von Architekten mitprägte. Zu seinen wichtigsten Werken gehören der Museumseinbau in das Castello Montebello in Bellinzona (1974), die Cassa Felder in Lugano (1978), die Kirche Madonna di Fatima in San Vittore (1988), das IBM-Zentrum in Zürich (1995), das Wohnhaus an der Via Beltramina in Lugano (1995) und die dritte Ausbauettappe der ETH Zürich auf dem Hönggerberg (2004). Anfangs stand er unter dem Einfluss Louis Kahn, Frank Lloyd Wright und Peppe Brivio. Seine Lehrjahre in den USA brachten in näher an eine rationalistische Architektur.
Campi war ein vielseitig kulturell interessierter Mensch und einer der wenigen ETH-Professoren der Internationalität lebte. In seinen letzten Jahre gewann er beispielweise den Wettbewerb für das albanische Parlament in Tirana und für das «Research Institute of Electronic Technology» in Nanjing (China).

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