Ressource Stadt
Natürliche Ressourcen zur Herstellung von Bauten werden immer knapper – dies gilt selbst für vermeintlich im Überfluss vorhandene Materialien wie Sand und Kies zur Herstellung von Beton. Gleichzeitig haben sich viele potentielle Ressourcen über Jahrhunderte in unseren Städten in Form von Bauwerken aufgetürmt. Während unsere traditionellen Rohstoffquellen langsam zur Neige gehen, werdem unsere Städte die neuen Minen der Zukunft sein. Städte werden gleichzeitig Verbraucher und Lieferanten von Ressourcen in einem – sie benutzen sich selbst zur eigenen Reproduktion.

Building for Disassembly
Dirk E. Hebel - Entwurfsaufgabe FS 2016
Gebäude werden heute kaum als temporäre Ressourcenspeicher der Stadt gesehen. Der Rückbau und die anschliessende Wiederverwertung der verbauten Materialien sind nur in den aller seltensten Fällen integraler Bestandteil der Planung. Und selbst da, wo der Rückbau gezielt geplant wird, scheitert eine ressourcengerechte Realisierung allzu oft an nicht recyclinggerechten Produkten und ungeeigneten Verbindungstechniken.
Im Entwurfsstudio von Assistenzprofessor Hebel planen die Studierenden gemeinsam mit der Gemeinnützigen Bau- und Mietergenossenschaft Zürich (GMBZ) 140 neue Wohnungen im Kreis 4 in Zürich. Ziel ist es, die Gebäude nach dem Prinzip des Building for Disassembly zu entwerfen. Dabei wird nicht nur der Aufbau, sondern der gesamte Fertigungs- und Materialzyklus in die Überlegungen mit einbezogen, so dass ein kompletter Rückbau und eine sortenreine Wiederverwendbarkeit aller Materialien ermöglicht wird.
Das Team entwickelt in enger Kooperation mit Prof. Werner Sobek und dem "Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK)" an der Technischen Universität Stuttgart eine architektonische und konstruktive Planung von städtebaulichen Fragen bis hin zur Ausarbeitung innovativer Fügungstechniken im Massstab 1:1. Der architektonische Entwurf soll einen relevanten Beitrag zu einer zukunftsorientierten Baukultur in Europa leisten, welcher die gesellschaftliche und ressourcenrelevante Situation dieser Generation aufnimmt.
Die Semesteraufgabe bildet eine reale Bauaufgabe ab, welche die Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft Zürich in den kommenden Jahren umsetzen wird.
Hebels Beitrag an der Biennale in Venedig
Hebel ist mit seinen Ideen auch an der Biennale di Venezia vertreten. Der Beitrag wird in der Ausstellung Time-Space-Existence, einem Rahmenevent der Biennale im Palazzo Mora präsentiert. Seine Installation zeigt, wie alternative Baumaterialien, wie beispielsweise Bambus oder Pilzstrukturen, unter Beachtung der lokalen Begebenheiten in spezifischen Umgebungen eingesetzt werden können.
Die 15. Internationale Architekturausstellung der Biennale Venedig findet vom 28. Mai bis zum 27. November 2016 unter dem Titel «Reporting from the Front» statt. Die künstlerische Leitung obliegt dem chilenischen Architekten Alejandro Aravena. Medienschaffende können die Biennale im Rahmen eines Previews bereits am 26. und 27. Mai exklusiv besichtigen.
- externe Seite call_made «Time Space Existence: Architect Dirk Hebel on Designing for Disassembly and Cultivated Materials», Artikel in «Architizer», 12. Mai 2016
- externe Seite call_made «TIME - SPACE - EXISTENCE. Dirk Hebel on Cultivating Materials», Artikel in «world-architects», 5. Mai 2016
- externe Seite call_made «GAA Foundation and PLANE—SITE Create Video Interviews with Architects for the Venice Biennale», Artikel in «arch-daily», 12. Mai 2016