Ein Buch stellt den Stand der Schweizer Solararchitektur anhand 24 Gebäude vor

Die Publikation «Made of Solar» ist an der Dozentur für Bautechnologie und Konstruktion entstanden und kombiniert künstlerische Fotografien der Häuser mit detaillierten Axonometrien der Konstruktionen.

Amt für Umwelt und Energie, Basel, Jessen Vollenweider Architektur (Foto: Yufei He)

«Solar war lange verpönt», sagt Daniel Mettler, der zusammen mit Daniel Studer die Dozentur für Bautechnologie und Konstruktion BUK an der ETH Zürich leitet. 2017 begann die Dozentur BUK das Thema mit den Professuren von Mirsoslav Sik und Arno Schlüter erstmals aufs Tapet zu bringen. Danach griffen unter anderem die Professuren von Elli Mosayebi, Roger Boltshauser oder Gigon Guyer Solar explizit im Entwurf auf. «Das erste Semester war ein mutiges Experiment», sagt Mettler. «Niemand wusste, wie man im akademischen Kontext Solararchitektur macht.» Seither ist viel passiert. Die SUPSI, die ETH, Swissolar und Energie Schweiz haben das Wissen im Verbund vorangebracht und gemeinsam die Plattform externe Seite solarchitecture.ch aufgebaut. Solar wird in der Architektur immer häufiger angewendet. «Heute ist Solar fast Mainstream», so Mettler. Das Buch «Made of Solar», das die Dozentur BUK externe Seite bei Birkhäuser herausgebracht hat, gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge.

Eine Übersicht am Anfang des Buches erklärt die konstruktive Systematik der Solararchitektur. Die 24 Beispiele aus der Schweiz verdeutlichen die Anwendung in der Architektur exemplarisch. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Yufei He hat sie künstlerisch fotografiert. Die Bilder zeigen die Bauten in der Nacht, wenn die Sonne nicht scheint, aber die Fenster leuchten. Sie sollen die Architektur und die Konstruktion in den Vordergrund stellen, nicht die Solartechnik und den Wirkungsgrad, sagt Yufei He. «Und sie sollten auf das architektonische Potential verweisen, das künftig noch entdeckt werden kann mit der Technik.» Axonometrien stellen die Konstruktionen detailliert dar, von der Unterkonstruktion bis zur Bauweise – zum Teil im Massstab 1:1. Sie wurden mit der Hilfe von Studierenden gezeichnet und sind ein wichtiger Teil der Lehre von BUK. «Die Zeichnungen erklären, was an einem Haus mit Solartechnik konstruktiv wichtig ist», sagt Daniel Studer, Co-Leiter der Dozentur.

Das Buch soll mit wenigen Beispielen die ganze Bandbreite der Technik und ihrer Konstruktion erklären. Es gibt Solarpaneele flächig in der Fassade, auf Vordächern oder als Fensterläden. Über einer Kläranlage wurde sogar ein Faltdach installiert mit besonders leichten PV-Elementen aus Kunststoff, die bei Wind, Regen oder Schnee eingefahren werden. «Wir wollten zeigen, dass es durchaus gute Architektur mit Solartechnik gibt», sagt Studer. Dennoch haben nicht alle Gebäude im Buch die gleiche architektonische Qualität, viele davon sind kaum bekannt. Die Solararchitektur hat im Unterschied zur Betonarchitektur, zur der die Dozentur 2018 externe Seite ein Buch herausgegeben hat, nicht hundert Jahre Entwurfsentwicklung hinter sich.

Viele der Beispiele verwenden integrierte Systeme, bei denen die Solarelemente neben der Energiegewinnung noch andere konstruktive Funktionen übernimmt, etwa als Gebäudehülle. Die Technik lässt sich heute vielfältig anpassen und die Farben der Gläser wählen, was die architektonischen Möglichkeiten vergrössert. Gleichzeitig sind die Preise stark gefallen. Konstruktiv sind laut Daniel Studer noch grosse Entwicklungsschritte denkbar. «Eine Frage zum Beispiel ist, wie eine Solarfassade auch ohne hinterlüftete Konstruktion möglich ist, da diese den Aufbau teuer macht.»

Die Solartechnik entwickelt sich rasch weiter, die Zukunft ist offen. Eine andere Frage ist, was Architektinnen und Architekten damit machen und ob Solar zu einem stilbildenden Element einer ganzen Epoche wird. Die Solararchitektur könnte die Baukultur verändern, weil etwa die Sonnenausrichtung wichtiger oder das Bauvolumen anders gewählt wird. Oder sie könnte immer nahtloser integriert und fast unsichtbar werden. Es gibt zum Beispiel bereits erste Solargläser, die als Fensterscheiben eingesetzt werden können. Der Wirkungsgrad ist zwar niedrig, dafür sind die Flächen umso grösser. «Die Architektur wird nicht besser oder schlechter wegen Solar», sagt Daniel Studer. Die Solartechnik sei eine Notwendigkeit, um die Energiewende zu schaffen. «Wir sollten sie so anwenden, dass sie die Architektur weiterbringt.»

Made of Solar
Daniel Mettler, Daniel Studer, Yufei He
Herausgegeben von der Dozentur für Bautechnologie und Konstruktion BUK der ETH Zürich
Verlag Birkhäuser, 2024
Deutsche und englische Sprachausgabe

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