Adrien Comte und Adrien Meuwly zu ausserordentlichen Professoren für Architektur und Konstruktion ernannt

Die beiden Architekten setzen auf Umbau, präzise Details und handwerkliches Bauen. Nur sieben Jahre nach der Gründung ihres Büros in Zürich und Genf arbeiten sie an Projekten von Neuchâtel bis Paris.

Adrien Meuwly and Adrien Comte
Adrien Meuwly und Adrien Comte 

Manche starten auf der Überholspur: Nach dem Architekturstudium an der EPFL und der ETH Zürich entwickelte sich die Karriere von Adrien Comte und Adrien Meuwly rasant. 2018 gründeten sie ihr Büro in Zürich und Genf. 2019 gewannen sie den „Kaninchen“-Preis der Zeitschrift Hochparterre, 2021 den Foundation Award und den Arc Award. Und 2023 erhielten sie eine „Distinction Romande d'Architecture“ für das Filter House in Genf, das architektonische Ökonomie mit dem Wunsch nach einem Leben im Einklang mit der Umwelt verbindet. 2024 wurden Adrien Comte und Adrien Meuwly im Alter von nur 34 bzw. 31 Jahren zu ausserordentlichen Professoren für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich ernannt.

Ihr Büro in Zürich-Schwamendingen befand sich in einer Autofabrik aus den 1950er Jahren, die in den 1970er Jahren erweitert und schliesslich 2024 abgerissen wurde. „Die Brutalität des Abrisses hat unsere Arbeit stark beeinflusst“, erklärt Adrien Comte. „Wir haben einige Absurditäten des Marktes in der Schweiz sehr direkt erlebt.“ Zu Beginn entwarfen die Architekten kleine Um- und Anbauten. Sie haben sich gefragt: Welche Qualitäten sind vorhanden? Was sollten wir beibehalten? Was muss verbessert werden?

In letzter Zeit haben sie mehrere Wettbewerbe für grössere Projekte in den Bereichen Stadtplanung und Landschaftsarchitektur gewonnen. In Renens gestalten die Architekten einen gemischt genutzten öffentlichen Campus um. Vier Gebäude werden umgebaut, zwei neue kommen hinzu, wobei viele Elemente wiederverwendet werden, sogar die Primärstruktur. Indem sie die Sportanlagen auf den neuen Dächern konzentrieren, machen sie den Boden frei und verwandeln den Campus in einen öffentlichen Park.

In Basel-Landschaft gestalten Comte/Meuwly den Schul- und Sportcampus Therwil um, nach einem Wettbewerb, den sie 2024 gewonnen haben. Ein Dutzend Gebäude wird angepasst und erweitert. „Wir arbeiten ausschliesslich im Bestand, indem wir umbauen und erweitern, ohne neuen Boden zu überbauen“, sagt Adrien Meuwly. Der Fluss, der in der Vergangenheit kanalisiert wurde, soll wieder geöffnet werden. Auch hier ist der Campus als öffentlicher Park geplant.

In Paris planen die Architekten in Zusammenarbeit mit dem Büro Bruther ein soziales Wohnbauprojekt mit mehr als 100 Wohnungen. In ihrem Entwurf verwenden und testen sie viele verschiedene biobasierte Materialien, von Holz bis Hanf, um den CO2-Fussabdruck der Konstruktion zu verringern. Bei dem Auftrag handelt es sich um ein Pilotprojekt für die neue Bauordnung in Paris, bei der nachhaltige Materialien im Vordergrund stehen. „Das Gebäude ist als eine sehr hybride Konstruktion konzipiert, eine Zusammenstellung vieler verschiedener Materialien, die alle für die beste Performance verwendet werden“, erklärt Adrien Meuwly.

Der grosse Massstab, in dem das Büro in letzter Zeit arbeitet, unterscheidet sich nicht so sehr von ihren frühen Transformationsprojekten, erklären die beiden. „Alle unsere Projekte beruhen auf einem tiefen Verständnis des Bestehenden und der vorhandenen Potenziale in allen Massstäben“, sagt Adrien Comte. Ob im Kleinen oder im Grossen, ob 1:10.000 oder 1:1: Ihre Arbeitsweise ist dieselbe. „Wir hinterfragen ständig, was gegeben ist, und versuchen, die spezifischste Art und Weise zu finden, die Dinge zusammenzufügen." Neben dem städtischen Massstab arbeiten die beiden Architekten auch in einem kleineren und ländlicheren Kontext und konzentrieren sich dabei stets auf die Transformation. Auf dem Land in der Schweiz bauen sie mehrere Scheunen um, wobei sie Strategien finden, um das vorhandene Potenzial zu erhalten und zu verbessern.

Zusammenarbeit über Grenzen hinweg

Comte/Meuwly kollaborieren häufig mit anderen Architekturbüros. In Paris arbeiten sie zum Beispiel mit dem Büro des ETH-Professors Alexandre Theriot zusammen. Die Interdisziplinarität ist ebenfalls ein wichtiger Teil ihres Ansatzes. Sie wollen die Grenzen zwischen Architektur und Landschaftsarchitektur verschieben, indem sie die beiden Disziplinen bereits in der Planungsphase miteinander verbinden.

Bevor sie als Professoren an die ETH Zürich zurückkehrten, leiteten die Architekten ein Gastatelier an der École nationale supérieur d'architecture Versailles und mehrere Workshops an der HEAD Genf. Die beiden organisierten zudem Workshops in Belgien, der Ukraine oder Dänemark, wo sie bestehende Orte mit performativen Aktionen und Konstruktionen umgestalteten. „Dies war eine Möglichkeit, sich einem Ort zu nähern, die verschiedenen Kontexte zu verstehen und die Bedeutung eines Raums mit minimalen Mitteln zu verändern“, erklärt Adrien Meuwly. „Ausserdem ist es für uns wichtig, viel praktisch zu arbeiten und zu lernen, indem wir selbst bauen.“

In ihrer Professur an der ETH Zürich werden die beiden Architekten einen engen Bezug zur Konstruktion pflegen. „Wir wollen 1:1-Konstruktionsprototypen bauen“, sagt Adrien Comte. Und sie wollen mit Fallstudien arbeiten, um neue Ideen zu erforschen. „Um im Bestand zu planen und neue Transformationsstrategien zu entwickeln, müssen wir Normen und Vorschriften hinterfragen.“

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