Débora Mesa Molina zur ordentlichen Professorin für Architektur, Kunst und Technologie ernannt

Mit ihrem Büro Ensamble Studio, ihrer Forschung und dem Start-up WoHo erforscht die spanische Architektin die Möglichkeiten der Vorfertigung, um das Bauen zu industrialisieren und erschwinglicher zu machen.

Débora Mesa Molina (Foto: Ensamble Studio)

Für Débora Mesa Molina beginnt Architektur mit dem Machen. «In unserem experimentellen Büro nehmen wir uns die Zeit, Themen zu recherchieren, die wir für dringend halten, und unsere eigenen Projekte zu bauen», erklärt sie. «Unser Büro hat sich zu einer Fabrik entwickelt.» Die Architektin lernte ihren Beruf, indem sie den Entwurf mit praktischen Erfahrungen in Fabriken und auf Baustellen verband – zum Beispiel, als sie 2006 mit Steinbruchfachleuten zusammenarbeitete, um eine monumentale strukturelle Mauer aus übrig gebliebenen Steinen für die SGAE-Zentrale in Santiago de Compostela zu bauen. Im Jahr 2018 verwandelte die Architektin für das Projekt «Ca'n Terra» sogar einen alten Steinbruch auf der Insel Menorca in einen modernen Wohnraum.

Die Manipulation von Masse und Material steht im Mittelpunkt ihrer Karriere. Débora Mesa Molina studierte Architektur an der Polytechnischen Universität von Madrid, wo sie auch ihr Doktoratsstudium abschloss. 2003 begann sie bei Studio Ensamble ihre berufliche Laufbahn zusammen mit ihrem Partner Antón García-Abril in Madrid. Nach einem Jahrzehnt mit Projekten in Spanien expandierte das Büro nach Boston. Ihre Projekte befassen sich mit dem rohen und physischen Aspekt der Architektur, drehen sich aber um die optimierte Herstellung der Bauteile. 2015 baute das Büro ein Haus in Brookline, MA, mit grossen, vorgefertigten Elementen, die aus Spanien in die USA verschifft wurden.

2012 gründete Mesa das POPlab - Prototypes of Prefabrication - am Massachusetts Institute of Technology mit, wo die Architektin und ihr Team an Bautechnologien forschten und ein industrialisiertes System für erschwinglichen Wohnraum entwickelten. «Das Risiko von KI und anderen Computertechnologien besteht darin, dass Architektinnen und Architekten, die nicht in der Konstruktion ausgebildet sind, weitgehend aus der Architekturpraxis verdrängt werden, sobald die Kreativität weitverbreitet ist», sagt Mesa. „Aber Architektinnen und Architekten sind für die gebaute Umwelt sehr wichtig, weil wir ganzheitliches Wissen und Sensibilitäten mitbringen und uns gutes Bauen am Herzen liegt.“ Die Architektin und ihr Team wollten ihre Lösung skalieren und gründeten 2020 das Start-up WoHo, kurz für World Homes. «Das Ziel ist es, Qualität, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen und den Bauprozess viel schlanker zu gestalten.»

Das System, das das Unternehmen entwickelt hat, besteht aus vier Kernkomponenten – Decke, Wand, Küche/Badewanne und Fenster –, die individuell angepasst und wie Lego kombiniert werden können. Die Komponenten sind so konzipiert, dass sie den internationalen Standards entsprechen. Die Balance zwischen globaler Kompatibilität und lokaler Anpassung ist zentral. Die Idee ist, mit Blick auf Grossprojekte «das Universell einzigartig zu machen». «Durch mehrfache Iterationen haben wir eine Materialkombination gefunden, die es uns ermöglicht, niedrige bis hohe Gebäude mit demselben System zu bauen.» Die Architektinnen und Architekten kombinieren CO2-armen Beton mit Brettsperrholz, balancieren aktive und passive Energiestrategien aus und definieren die Herstellungs- und Montageprozesse neu, um den ökologischen Fussabdruck ihrer Gebäude während ihrer gesamten Lebensdauer zu reduzieren. Um dies zu erreichen, hat WoHo Partnerschaften mit Unternehmen wie Transsolar geschlossen.

Das Team baute viele Prototypen im Labor. 2022 eröffnete das Start-up eine 18.000 Quadratmeter grosse Fabrik in Madrid. Derzeit errichtet das Büro das erste Gebäude mit sieben Einheiten. «Wir haben das Projekt selbst entwickelt, weil wir keine Bauherrschaft gefunden haben, die bereit war, das Risiko einzugehen, das erste Gebäude rechtzeitig zu bauen», erklärt Mesa. Das Projekt ist ihr Minimum Viable Product, ein Begriff aus der Produktentwicklung. «Wir sind zuversichtlich, dass es uns auf die nächste Stufe bringt.»

Vergrösserte Ansicht:
Baustelle für "PARLA 5X" in Parla in der Nähe von Madrid

Praxisnaher Ansatz

Anfang Dezember wurde Débora Mesa Molina zur ordentlichen Professorin für Architektur, Kunst und Technologie ernannt an der ETH Zürich. An ihrer Professur wird der praktische Ansatz wichtig sein. «Die Herstellung von Dingen ist für Architektinnen und Architekten entscheidend, um über Architektur nachzudenken.» Um zu entwerfen, muss man über viele Themen Bescheid wissen, darunter Konstruktion, Materialien, Logistik und physikalische Gesetze. «Es wird immer schwieriger, die Zukunft unserer Städte mitzubestimmen, ohne den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden einzubeziehen – vom Entwurf über die Konstruktion bis zum Betrieb.»

In ihrem Studio möchte sich Débora Mesa Molina auf die Integration von Entwurf und Konstruktion konzentrieren, um gute Architektur erschwinglicher zu machen. Einer ihrer Kurse könnte sich mit dem Entwurf von vorgefertigten Häusern für unterversorgte Gemeinden befassen. «Das Erlernen von Automatisierungs- und Fertigungstechnologien ist heute wichtig.» Architektinnen und Architekten können von anderen Branchen lernen, was Produktqualität, Effizienz und minimalen Abfall angeht, aber auch in Bezug auf die Verwaltung und Sicherheit des Bauprozesses, ist Mesa überzeugt. «Es gibt viel zu optimieren, wenn man das Bauwesen mit der Automobilindustrie vergleicht. Wir stellen an unsere Autos höhere Anforderungen als an unsere Häuser.»

Débora Mesa Molina ermutigt Architektinnen und Architekten, sich nicht nur innerhalb ihres Fachgebiets, sondern auch in anderen Disziplinen Wissen anzueignen, was zu neuen Ansätzen für komplexe architektonische Herausforderungen inspirieren kann. Während sie für Automatisierung und externe Fertigungstechnologien plädiert, wo diese sinnvoll sind, geht Mesas Interesse über die reine Industrialisierung hinaus. In ihrer Arbeit legt sie Wert auf Geschichte und traditionelle Bautechniken. «Es gibt Synergien zwischen handwerklicher und industrieller Fertigung, die es zu entdecken gilt», sagt Mesa und fügt hinzu, dass ihr Studio an der ETH ein perfekter Ort sein werde, um diese zu erforschen. 

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