D-ARCH Angehörige stellen an der Biennale di Venezia aus
Im Mai wurde die Architekturbiennale in Venedig eröffnet. Über ein Dutzend Projekte sind mit Beteiligung des Departements Architektur entstanden, vom gta Archiv bis zur Roboterforschung am Institut ITA.

Am 10. Mai wurde die 19. Architekturbiennale in Venedig eröffnet, kuratiert von Carlo Ratti unter dem Titel "Intelligens. Natural. Artificial. Collective." Bis am 23. November präsentieren Fachleute aus der ganzen Welt ihre Arbeiten in der Ausstellung, darunter sind mehr als ein Dutzend der Installationen mit Beteiligung des Departements Architektur. Dieser Übersichtsartikel stellt einige der Projekte in Text und Bild vor.
Schweizer Pavillon
Der Schweizer Pavillon an der diesjährigen Biennale di Venezia wird von Axelle Stiefel, Elena Chiavi, Amy Perkins, Myriam Uzor und Kathrin Füglister kuratiert. Ihre Recherchen stützen sich auf Materialien aus dem gta Archiv, das den Nachlass der Architektin Lisbeth Sachs aufbewahrt. Zur Eröffnung der Biennale wird das Buch "Lisbeth Sachs: Architektin, Forscherin, Publizistin" neu übersetzt auf Englisch aufgelegt im gta Verlag.
Kanadischer Pavillon
Die Architektin und Bio-Designerin Andrea Shin Ling, derzeit Doktorandin am Lehrstuhl für digitale Gebäudetechnologien, leitet das Living Room Collective, das Kanada an der Biennale vertritt. Der Pavillon nutzt Materialien, in die lebende Zellen eingebettet sind, um eine biologische Architektur zu schaffen. Das externe Seite Projekt namens Picoplanktonics ist eine Erweiterung der Forschung zu lebenden und regenerativen Materialien an der ETH Zürich.
Rolex-Pavillon
Zum ersten Mal hat Rolex eine externe Architektin mit der Gestaltung eines neuen Pavillons in den Giardini beauftragt. Der Entwurf stammt von der ETH-Professorin Mariam Issoufou, die 2018-2019 am Rolex-Mentoring-Programm teilgenommen hat. Mit ihrem Projekt für den Rolex-Pavillon feiert sie das Erbe der venezianischen Handwerkskunst und hofft, die Besucherinnen und Besucher zu inspirieren, handwerkliche Praktiken in ihren eigenen Gemeinschaften zu unterstützen.
Heiliger Stuhl
Das Architekturbüro MAIO der Professor Anna Puigjaner nimmt neben Tatiana Bilbao Estudio am Vatikan-Pavillon teil, der von Marina Otero Verzier und Giovanna Zabotti kuratiert wird. Während der Biennale wird der Complesso di Santa Maria Ausiliatrice di Castello aus dem Jahr 1171 restauriert. Die Baustelle bleibt für das Publikum zugänglich und erlaubt Einblicke in die Handwerkskunst, zudem finden kulturelle und soziale Veranstaltungen in den Räumen statt. Die Jury der Biennale externe Seite würdigte das Projekt mit einer besonderen Erwähnung.

Türkischer Pavillon: Anti-Ruin
Die Installation „Anti-Ruin“ im türkischen Pavillon wurde mit Geopolymer Binder Jetting realisiert, einer 3D-Drucktechnologie, die von Dr. Pietro Odaglia am Lehrstuhl für digitale Bautechnologien entwickelt wurde, um industrielle Nebenprodukte in massgefertigte Gebäudeteile zu verwandeln. Die von OZRUH entworfene und aus recyceltem Marmorstaub errichtete Struktur nutzt weggeworfene Materialien wieder und erneuert die alte Sprache des monumentalen Steins durch computergestützten Entwurf und additive Fertigung.

Sun Stone
In den Arsenale präsentiert die Professorin Débora Mesa Molina mit ihrem Architekturbüro Ensamble Studio die Installation „Sun Stone“, die wie ein monumentaler, aber schwereloser Felsen wirkt. Die dünne Kruste, die aus Mineralien und Konglomeraten gemischt wurde, verkörpert die Verschmelzung des Natürlichen und des Synthetischen, des Antiken und des Zeitgenössischen. Die leuchtende und rätselhafte schwebende Struktur verwischt die Grenzen zwischen Kunst, Technologie und Architektur und verbindet Erde und Sonne, zwei wesentliche Elemente für Architektur und Leben.
A Robot’s Dream
Die Professur Gramazio Kohler Research ist an der Hauptausstellung in den Arsenale beteiligt, gemeinsam mit dem ETH Spin-off Mesh, dem Künstler Armin Linke und weiteren Partnern. Die Installation besteht aus einer robotisch gefertigten Bewehrungsstruktur und einem humanoiden Roboter, der träumt. Das Projekt erforscht die Beziehung zwischen Automatisierung, Handwerk und Materialität in der Architektur. Die Programmierung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Robotic Systems Lab und dem Computational Robotics Lab an der ETH Zürich.
Geological Microbial Formations
Das Projekt in den Arsenale kombiniert Biotechnologie und Roboterfertigung, um Bauschutt in neue mineralische Strukturen umzuwandeln, die durch das schichtweise Wachstum von Stromatolithen inspiriert sind. In der Installation können die Besucher einen evolutionären Prozess der Materialbildung beobachten, der durch mikrobielle Aktivität angetrieben wird und einen Einblick in das Potenzial lebender Systeme in architektonischen Materialien bietet.
HouseEurope!
Die europäische Bürgerinitiative «HouseEurope!» fordert ein «Right to Reuse» für Bestandsbauten. Die Initiative wurde mitinitiiert von Professor Arno Brandlhuber und seinem Architekturbüro in Berlin. Eine Installation in der Hauptausstellung beleuchtet die Hintergründe und die Forderungen der Bürgerinitiative.
From waste to energy
Die Professur von Hubert Klumpner ist mit einem spekulativen Entwurf mit dem Titel „From waste to energy“ an der Hauptausstellung beteiligt. Das für die Stadt Santiago de Chile entwickelte Projekt untersucht die Idee hybrider Anlagen in einkommensschwachen Vierteln, die organische Abfälle in Biogas und Dünger umwandeln und so städtische Landwirtschaft, Energieerzeugung und Bildung miteinander verbinden.
Future Cities Laboratory Global
FCL Global präsentiert zwei Beiträge auf der Biennale: „Perspectives“ und „Designing resilient blue-green infrastructures in the peri-urban landscape of Antananarivo, Madagascar“. Die Installationen zeigen, wie der Einsatz digitaler Technologien die Entwicklung von urbanen Szenarien unterstützen kann, um die Widerstandsfähigkeit von Siedlungssystemen zu stärken und sie sinnvoll an Umweltveränderungen anzupassen. Ergänzend zur Ausstellung hat espazium eine externe Seite TEC 21-Sonderausgabe zum FCL Global veröffentlicht, die externe Seite hier heruntergeladen werden kann.
Planting Buildings
Das Architekturkollektiv Material Cultures zeigt an der Biennale 1:1 Prototypen, die während des Gastsemesters an der ETH Zürich entstanden sind. Studierende haben Konstruktionen aus pflanzenbasierten Materialien wie Kork, Hanf oder Gras gebaut und das Bauen dafür vom Klima, der Kultur und der lokalen Ökologie her gedacht.
gta Ausstellungen
Die Ausstellung, eine ortsspezifische Installation von Reba Maybury und Lucy McKenzie, interpretiert die Architektur der Ca’Buccari neu – ein neuer Ausstellungsort in Sant’Elena, Venedig, gegründet 2024. Die ehemaligen Ladenfronten, als Enfilade verbunden und von einer Arkade gerahmt, werden als Vitrinen genutzt, die neue gemeinsame Arbeiten der beiden Künstlerinnen präsentieren.
Auch andere Departemente sind an der Biennale in Venedig vertreten. Ein Artikel in den D-USYS-News stellt die Kunstinstallation direkt am Eingang der Architekturbiennale vor, in der man die Hitze von morgen spürt.